Deutschlands erstes Großkernkraftwerk war Gundremmingen Block A. Es ist beachtlich, daß der Bauantrag, der am 13. Juli 1962 gestellt wurde, schon am 14. Dezember 1962 genehmigt wurde. Nach einer Bauzeit von nur vier Jahren ging die Anlage im Dezember 1966 in Betrieb. Der Block A, ein Siedewasserreaktor mit einer Leistung von 237 MW, der von 1966 bis 1977 im Betrieb war, gilt als erstes kommerzielles Großkernkraftwerk. Der Bau eines Hauptstadtflughafens dauert wesentlich länger. Baugenehmigungen dauern heutzutage Jahrzehnte, und Deutschland ist zum Land der Bedenkenträger geworden.
1976 begann der Bau der beiden 1.344-Megawatt-Siedewasser-Blöcke B und C am Standort Gundremmingen. Nach achtjähriger Bauzeit ging die Anlage 1984 ans Netz und produzierte jährlich rund 20 Milliarden Kilowattstunden umweltfreundlichen Strom. Nach nun 36 Jahren erfolgreichem Betrieb wurde eine unglaubliche Strommenge von ca. 680 Milliarden Kilowattstunden erzeugt, und das zu äußerst günstigen Preisen und ohne die Atmosphäre mit schädlichen Abgasen zu belasten. Damit hätte man alle deutschen Haushalte ca. sechs Jahre mit Strom versorgen können.
Das Kernkraftwerk war und ist eine wesentliche Säule der Energieversorgung in Süddeutschland und lieferte vor der Abschaltung von Block B zuletzt etwa ein Viertel des in Bayern insgesamt erzeugten Stroms. Block B wurde gemäß Atomgesetz Ende 2017 endgültig abgeschaltet. Block C wird noch bis Ende 2021 Strom erzeugen.
Seit über 30 Jahren arbeite ich nun im Kernkraftwerk Gundremmingen als Elektroingenieur.
Nach dieser langen Zeit kann ich sagen: Ich bin stolz darauf, an etwas ganz Großem mitzuwirken, ebenso wie viele meiner motivierten und hochausgebildeten Kollegen stolz sind, diese Anlage stets sicher betrieben zu haben. Es ist ein großer Beitrag zum Wohlstand der Bürger in Bayern und in Deutschland. Es ist ein Beitrag zu einer effizienten und sicheren Energieversorgung, ohne den Schwankungen von Sonne und Wind ausgesetzt zu sein.
Gerne erinnere ich mich noch an die Worte des verstorbenen ehemaligen Bayerischen Innenministers Bruno Merk auf einer Pro-Kernkraft-Demo in Günzburg zurück. Bei seinem spontanen Auftritt sagte er:
„Bayern hatte nach dem Krieg keine eigenen Energiereserven wie Kohle und war ein Agrarstaat und größtes Nehmerland im Länderfinanzausgleich. Erst durch die günstige Energie aus der Kernkraft konnte sich Bayern entwickeln, es entstand Industrie, Infrastruktur und Mittelstand, und Bayern ist dadurch zum modernen Industrieland und zum größten Zahler im Länderfinanzausgleich geworden.“
Bruno Merk konnte die Politik „seiner“ CSU nicht mehr ertragen und hielt die Ausstiegsbeschlüsse unter Seehofer und Merkel für einen großen Fehler. Er zog die Konsequenz und trat aus der CSU aus. Ihm gilt meine größte Hochachtung.
Seit 1. April 1990 arbeite ich im Kernkraftwerk Gundremmingen. Zwischenzeitlich wurden am Standort Nachrüstungen von mehreren hundert Millionen umgesetzt (z. B. zusätzliches Nachkühlsystem, Druckabbausystem für das Containment, Katalysatoren zum Wasserstoffabbau…). Hätte man das in Fukushima auch getan, wäre es zu diesem Unfall mit Sicherheit nicht gekommen. Daß in der Folge eine hysterische, rot-grün ideologisierte Politikerkaste in einer Kurzschlußhandlung aus einer ganzen Technologie ausstieg, ist für mich völlig unverständlich und verantwortungslos und kommt einem energie- und wirtschaftspolitischen Genozid gleich.
Es fällt mir auch schwer, mir eine Tsunamiwelle auf der Donau vorzustellen. Die Zeche der Ausstiegsbeschlüsse zahlt unsere Jugend, denn diese muß die mehrere hundert Milliarden schweren Folgekosten für den pseudo-ökologischen Umbau der Energiewirt- schaft bezahlen. Wo die grundlastfähige Energie nach dem vollständigen Ausstieg aus Kernkraft und Kohle dann herkommen soll, bleibt für mich im Nebel. Selbst die russische Gaspipeline kann noch scheitern. Die Energiepolitik muß dringendst revidiert werden, sonst werden wir schon bald Zustände haben wie z. B. in Kalifornien und Australien mit regelmäßigen großflächigen Stromausfällen. Dies alles erinnert mich starkan die Mangelwirtschaft der ehemaligen DDR. Heute schon bekommen große Industrieverbraucher Geld, wenn sie ihre Betriebe bei Strommangel abschalten.
Wo werden die Strompreise sein, wenn die letzten Kern- und Kohlekraftwerke vom Netz gegangen sind? Niedriger nicht! Was passiert mit der Industrie in Deutschland ohne preiswerte und sichere Strom- versorgung? Sie geht zugrunde zusammen mit Tausenden gut bezahlten Arbeitsplätzen!
Zitate von Friedrich Merz: „Nie war die Energieversorgung in Deutschland teurer und unsicherer als heute. Der Windkraftausbau stößt bereits an seine Grenzen – vom Massensterben der Vögel und Fledermäuse, der Verspargelung unserer Landschaft und Milli- ardensubventionen für Windkraftunternehmen ganz zu schweigen. Auch Solarenergie hat naturbedingte Grenzen, jedenfalls in unseren Breitengraden. Europa bräuchte deshalb ein einheitliches Energiekonzept, das auch neue, bisher nicht im Großmaßstab erprobte Energieträger mit einbezieht – etwa den Dual Fluid Reaktor, eine Erfindung deutscher Physiker.“
Die deutschen Kernkraftwerke zählen zu den sichersten weltweit, und viele Länder schauten mit Bewunderung auf unsere Anlagen. Daß gerade Deutschland aus Nuklearforschung, Bau und Betrieb von Kernkraftwerken aussteigen will, ist befremdlich. Eine Ausweitung der Forschung und der Bau von noch sichereren und moderneren Reaktoren wäre der richtige Weg. Es darf nicht vergessen werden: Deutschland ist auch eine Exportnation! In einem Auto von heute steckt auch nicht mehr die Technik von einem VW Käfer. Die Kernkraft hat noch so viel Potential für die Menschheit, daß es einfach unmöglich ist, dies zu ignorieren. Ein Blick über den Tellerrand zeigt, daß dies viele Länder dieser Erde längst erkannt haben. Weltweit werden gerade 58 Reaktoren errichtet. 39 davon entstehen in Asien. China allein will über fünf Jahre jährlich sechs bis acht neue Reaktoren bauen. Nach dem neuen Fünf-Jahres-Plan sollen dort bis 2030 rund 110 Atomkraftwerke im Betrieb sein.
Weltweit gibt es eine Menge von Projekten für Mini-Reaktoren, SMR genannt. Diese Kleinreaktoren sind ein Hoffnungsträger der Energieerzeugung. Firmen wie z. B. der britische Triebwerkshersteller Rolls-Royce, Terrapower oder Nuscale forschen seit Jahren an solchen Mini-Kraftwerken. Nuscale hat vor kurzem die Genehmigung für sein Reaktordesign erhalten. Auch in der Kernfusion gibt es weltweit vielversprechende Ansätze. Leider werden in Deutschland die Forschungsgelder fast ausschließlich in völlig ineffiziente Technologien wie Wind/Solar/Speichertechnik/E-Autos fehlgeleitet.
Es wird höchste Zeit: Zurück in die Zukunft, zurück in die Kernenergie! Gebt unserer Jugend wieder Hoffnung! Das Potential ist unerschöpflich! Ich bin stolz auf meine 30 Jahre in der Kernenergie!
Dipl.-Ing Anton Failer
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